Unterlidrekonstruktion (> 50%)

Einleitung

Der häufigste maligne Lidtumor ist das Basaliom am Unterlid. Dieser Tumor kann gelegentlich eine Größe von >50% des Unterlides erreichen, falls die Vorstufen unauffällig waren oder für eine harmlose Veränderung gehalten wurden. Bei einer Tumorgröße von über 50% ist die beschriebene Transpositionstechnik vom Unterlid (siehe Unterlidrekonstruktion <50%) schwieriger. Falls die vertikale Ausdehnung des Defektes nur ein Drittel des Unterlides betrifft, kann mit der vorher beschriebenen Verschiebung der hinteren Lidlamelle rekonstruiert werden. Bei größeren Defekten ist ein Lappen aus dem Oberlid (Konjunktivallappen nach Hughes) vorzuziehen.

Abstract

The most common tumor of the lower lid is the basal cell carcinoma (epitelioma basocelular nodular). If this tumor occupies horizontally more than 50% (see 2.2.1 Reconstrucción p. inferior <50%) it might have been misdiagnosed anteriorly as a benign lesion or have recurred after an incomplete excision. If the defect occupies more than 50% of the lid, it will be necessary to reconstruct separately the anterior and the posterior lamela. There are two techniques for different vertical extensions of the defect. If the vertical extension is not more than one third, the rest of the posterior lamella of the lower lid can be transposed upwards. If the vertical extension is more than one third, a flap of the posterior lamela of the upper lid can be used to reconstruct the posterior lamela of the lower lid.

 

Der Defekt betrifft mehr als die Hälfte des Unterlides. Falls unterhalb des Defektes noch einer ausreichender Rest der hinteren Schicht vorhanden ist, kann dieser nach oben gehoben und zwischen dem Lidrest und der Augenhöhlenwand verankert werden. Die vordere Schicht wird dann darüber frei transplantiert.

 

 

Transposition der hinteren Schicht (Bindehaut und Retraktoren nach oben), nachdem das Orbitaseptum eröffnet wurde.

 

Die hintere Schicht wird gehoben und zwischen dem Restlid und dem Lidwinkel verankert.

Ein Streifen Orbikularismuskel wird henkelförmig präpariert.

Der Orbikularismuskelstreifen wird nach oben zur Lidkante verschoben, um als Unterlage für das Hauttransplantat zu dienen. Es besteht noch ein Hautdefizit.

Die fehlende Haut kann z.B aus dem Oberlid entnommen und am Unterlidrand eingesetzt werden.

 

Unterlidrekonstruktion bei grossen horizontalen und vertikalen Defekten (Technik nach Hughes)

Falls der Gewebsverlust horizontal und vertikal mehr als 50% umfasst, kann durch eine einfache Operationstechnik das gesamte Unterlid durch einen Lappen aus der hinteren Schicht des Oberlides wiederhergestellt werden. Dank der Elastizität der hinteren Schicht der Oberlides lässt sich die Bindehaut lappenförmig über das Auge nach unten verschieben und im unteren Fornix (untere Umschalgfalte im Bindhautsack) verankern.

Kompletter Defekt des Unterlides, der bis in die untere Umschlagfalte (Fornix) des Bindehautsackes reicht.

Nach den Regeln der konzentrischen Zonen dürfen Bereiche höherer Komplexitiät nicht für die Rekonstruktion für Bereiche geringerer Komplexitiät geopfert werden. Die präkorneale Zone darf also nicht für die Unterlidrekonstruktion herangezogen werden.

Der Konjunktivallappen aus dem Oberlid (ohne Tarsusanteil) lässt sich bis in den unteren Fornix verschieben und deckt den Bulbus vollständig.

Nach der Verankerung im unteren Fornix be ist der Augapfel völlig von Bindehaut bedeckt, die als Grundlage für den Aufbau der vorderen Schicht dient

 

Aus dem Orbikularismuskel des Unterlides wird ein Streifen henkelförmig präpariert.

Dieser Muskelstreifen wird nach oben zum zukünftigen Lidrand verschoben.

 

Die fehlende Haut wird großzügig durch ein Hauttransplantat ersetzt, das möglichst weit nach oben bis zur Pupille reichen soll.

Nach drei Wochen wird die Bindehautbrücke eröffnet und die wiederhergestellte Lidkante begradigt.